Spekulation mit Agrarrohstoffen
Stellen wir uns folgendes vor:
Heute ist Markttag.
Wir gehen zu unserem Lieblingsstand und möchten gern Äpfel kaufen.
Dort angekommen, müssen wir eine böse Überraschung feststellen.
Während in der vergangenen Woche unsere schönen Äpfel noch 1,50 € das Kilo gekostet haben, kosten diese nun 3,00 € das Kilo.
Das ist uns zu teuer und wir gehen zu einem anderen Stand.
Aber auch hier ist es genau so.
Somit beschließen wir, heute keine Äpfel zu kaufen.
Doch dieser hohe Preissprung läßt uns keine Ruhe.
Also erkundigen wir uns und bekommen nach mehreren Gesprächen heraus, dass ein großer Investor Geld von vielen Gleichgesinnten eingesammelt hat und nun zwecks Steigerung seiner Rendite mit Äpfeln spekulieren möchte - und zwar mit dem Ziel, diese jetzt zu kaufen, einzulagern und zu einem späteren Zeitpunkt noch teurer zu verkaufen.
Das hat zur Folge, dass aktuell bei gleichbleibendem Angebot eine erheblich größere Nachfrage auf dem Apfelmarkt entstanden ist.
Somit steigt der Preis.
Und der kleine Händler auf dem Markt sagt sich natürlich: “Warum soll ich meine Äpfel für 1,50 € das Kilo verkaufen, wenn ich doch aufgrund der erhöhten Nachfrage 3,00 € dafür erhalten kann?”.
Seine Herangehensweise ist absolut logisch, aber leider für uns ärgerlich, denn wir müssen (wollen) heute aufgrund des höheren Preises auf unsere Äpfel verzichten.
Und jetzt stellen wir uns mal vor. dass diese Spekulation nicht regional stattfindet, sondern weltweit, und zwar mit Hunderten von Milliarden Euro, US-Dollar und weiteren Währungen.
Und weitergehend stellen wir uns vor, dass wir in einem armen Land leben und Äpfel für uns die einzigen Nahrungsmittel sind, die wir vor Ort kaufen und somit essen können ... (Wir hätten in diesem Beispiel natürlich statt der Äpfel auch Lebensmittel wie Kartoffeln, Fleisch, Reis, Soja, Mais oder Weizen sowie andere Getreidesorten nehmen können.)
... und wir nur 1,50 € zur Verfügung haben und genau ein Kilogramm benötigen, um überleben zu können.
Das bedeutet, dass wir uns somit aufgrund des höheren Preises jetzt nur noch ein halbes Kilogramm leisten können und aus diesem Grund nicht mehr satt und bei weiterhin hohem Preisniveau langfristig sogar verhungern werden.
Selbst wenn wir wissen, dass die Äpfel möglicherweise in 3, 6, 9 oder 12 Monaten wieder auf dem Markt angeboten werden und die Preise dann vielleicht doch wieder fallen, nützt uns dies aktuell wenig. Denn wir brauchen sie jetzt.
Aus diesem Grund müssen wir heute hungern und vielleicht sogar bald verhungern.
Zukünftige Marktpreise sind bei hohen Geldflüssen nicht vorhersehbar.
Massive Geldzuflüsse führen an den Rohstoffbörsen oftmals zu steigenden Preisen, massive Abflüsse häufig zu fallenden.
Kurzfristige Kursschwankungen von 20% und mittelfristige Kursschwankungen von 50-100% sind keine Seltenheit.
Damit ist die zukünftige Preisentwicklung für viele Menschen nicht mehr kalkulierbar und das Überleben kommt somit für diese oftmals nur noch einem Glücksspiel gleich.
Aus diesem Grund ist es wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, ob die Spekulation mit Nahrungsmitteln tatsächlich ein gutes und anständiges Investment ist.
|